Neue Fachberatungsstelle der Caritas gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Geldern

F2DF04A4 EA68 4A9E 9875 B5C6BE9049E7

Junge Einrichtung – hoher Bedarf

Geldern. Bei ihrem Besuch in der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Caritas Centrum Geldern informierten sich die Mitglieder des Arbeitskreises Jugend und Bildung der CDU-Kreistagsfraktion über das Angebot und tauschten sich zum Thema Kinderschutz aus.

Die Einrichtung ist noch jung, die Nachfrage nach Beratung steigt stetig. Seit Alexandra Ludzinski im Juni 2022 ihre Arbeit als Leiterin der Fachberatungsstelle aufgenommen hat, macht sie das Angebot der Caritas-Einrichtung bekannt, schließt Kooperationen und vernetzt sich. Sie sucht das Gespräch in Kindertagesstätten, will sich mit den Jugendämtern kurzschließen und nimmt Kontakt zu Schulen auf. Bei letzteren soll es vornehmlich um Prävention gehen.

Im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit sieht Ludzinski die Beratung von Eltern, Erzieherinnen und Erziehern, ihre Zielgruppe sind Kinder, Jugendliche und ihre Familien. „Hilfe zu suchen, kann für Betroffene und für Menschen, die helfen wollen, sehr herausfordernd sein“, weiß die erfahrene Erzieherin und Sozialpädagogin. Deshalb sei ein schnelles und vor allem niedrigschwelliges Angebot enorm wichtig. Dabei gehe es nicht immer gleich um strafrechtlich relevante Ereignisse, so Ludzinski, die unter anderem in der stationären Kinder- und Jugendhilfe sowie beim Jugendamt Krefeld tätig war. Vielmehr wolle sie sensibilisieren und die Betreuungspersonen stärken, um ihnen Unsicherheiten zu nehmen. So werde beispielsweise gesprochen über mögliche Grenzverletzungen im Kindergartenalltag. „Wir versuchen dann zu differenzieren zwischen bewusster und zufälliger Überschreitung solcher Grenzen“, erklärt sie.

Seien die Beratungszahlen in den ersten Monaten stabil geblieben, so Desiree Stermann, Caritas-Fachdienstleitung Kinder, Jugendliche und Familien, so spüre man seit Jahresbeginn einen deutlichen Anstieg. „Familien recherchieren unser Angebot im Netz“, sagt Stermann. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen seien in der Regel zwischen zwei und 17 Jahre alt. Schon jetzt sei absehbar, erklärt Stephan von Salm-Hoogstraeten, Vorstand des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer, dass die derzeitigen Personalressourcen mit Blick auf den steigenden Beratungsbedarf künftig wohl nicht mehr reichen.

Die Sensibilität der Menschen für das Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder sei hoch, stellt auch Charlotte Quik MdL, Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion in der Kinderschutzkommission des Landtags von Nordrhein-Westfalen, fest. „Glücklicherweise ist das Thema zunehmend enttabuisiert worden und das muss so bleiben“, betont sie. Sie weist darauf hin, dass sich viele gesellschaftliche Bereiche auf den Weg gemacht haben, sich des Themas Gewalt retrospektiv wie auch präventiv zu stellen - der Sport und die Kirchen seien nur beispielhaft genannt. So habe beispielsweise der Landessportbund NRW die Breitensport-Studie „SicherimSport“ in Auftrag gegeben – mit erschreckendem Ergebnis: Danach berichteten bis zu 63 Prozent der in Vereinen Aktiven, schon einmal mit Gewalt konfrontiert worden zu sein.

In Sachen Kinderschutz sieht die Landtagsabgeordnete in Nordrhein-Westfalen mit der Umsetzung des Landeskinderschutzgesetzes schon einiges auf den Weg gebracht. Nichtsdestotrotz bleibe aber noch vieles zu tun. So habe das Land für 2023 drei Millionen Euro zusätzlich für Kindertageseinrichtungen zur Verfügung gestellt. Mit dem Geld sollen Fortbildungsmaßnahmen ermöglicht werden, die sich explizit mit dem Thema Kinderschutz beschäftigen. Charlotte Quik weist gleichzeitig darauf hin, dass die Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt zunehmend Eingang in die Ausbildung des Fachpersonals finde und ein wichtiger Bestandteil der Qualifizierungsoffensive sei. „Auch deshalb ist die Beratung so wichtig,“ sagt die CDU-Politikerin.

In Geldern wird derzeit daran gearbeitet, einen digitalen Erstkontakt mit der Fachberatungsstelle zu ermöglichen. Aktuell ist eine Terminvergabe noch ohne Wartezeit machbar.